Euroleague 23-24: Halbzeit

Die erste Saisonhälfte der Euroleague ist fast vorbei. Und wieder bahnt sich ein extrem enges Rennen um die Playoffplätze an. Das wird dieses Mal noch dadurch verschärft, dass es erstmals Play-In-Spiele gibt. Somit haben auch noch die Plätze 9 und 10 eine Chance auf die Playoffs, wohingegen die Plätze 7 und 8 erst eine zusätzliche Hürde nehmen müssen, ehe die Playoff-Teilnahme garantiert ist.

Da bietet sich der Zeitpunkt an, mal eine erste Zwischenbilanz zu ziehen, ehe die zweite Saisonhälfte noch an Dramatik und Brisanz zunehmen dürfte. Die Statistiken, die ich nachfolgend nutze, stammen allesamt von hackastat.

Real Madrid

Mit kühler Dominanz marschiert der Titelverteidiger durch die Saison. Nach der lauten Kritik an Chuz Mateo in der Vorsaison, einer Viertelfinal-Serie, in der Madrid schon geschlagen wirkte und einem kuriosen Titelgewinn lässt Madrid in dieser Spielrunde bislang keine Zweifel daran, wer das beste Team in Europa ist.

Die Königlichen stellen sowohl die beste Offense als auch Defense der Liga. Mateo hat einen Weg gefunden, die vielen hungrigen Mäuler im Kader mit Spielzeit und Abschlüssen zu versorgen. Dabei hat er sich vielleicht auch etwas von Olympiakos-Coach Georgios Bartzokas abgeschaut: Mateo lässt auffällig oft Spieler ganze Viertel durchspielen.

In den zehn Minuten verausgaben sich die Akteure und versuchen alles, um den Output, den sie normalerweise bei anderen Teams in 20 Minuten erbringen würden, hier eben in einem Viertel abzuliefern. Gerade Fabien Causeur ist so jemand, der gerne mal die erste Halbzeit gar nicht spielt, nur um dann nach dem Seitenwechsel den entscheidenden Push zu geben.

Das ist aber häufig gar nicht nötig. Im Vergleich zur Vorsaison sorgen vor allem Facundo Campazzo und Gabriel Deck dafür, dass Madrid konstant Paint Touches generiert. Campazzo mit seinen Pässen, seinem Pick & Roll und seiner allgemeinen Dreistigkeit. Deck mit seiner Wuchtigkeit.

Zuletzt sollte auch Dzanan Musa nicht unerwähnt bleiben. Dass der Bosnier scoren kann, war schon in seiner U16-Zeit klar, als er mal 50 Punkte bei einer Jugend-Europameisterschaft auflegte. Die Frage war immer, inwiefern seine Spielweise mit Teamerfolg und Zusammenspiel vereinbar ist. Hier hat er sich in den letzten eineinhalb Jahren tatsächlich in einer Weise verbessert, die schon nicht mehr für möglich gehalten wurde. Bei Real hat Musa gelernt, auch mal den Kickout zu spielen oder seinen Mitspielern den Vortritt zu lassen. Spannend wird sein, inwiefern sich dieses Muster auch in einer engen Playoffserie oder einer vergleichbaren Drucksituation bewährt.

Figur 1: Netrating der Teams

Barcelona

Addition durch Subtraktion. Roger Grimau macht bislang einen exzellenten Job als Trainer. Der Unterschied zu Jasikevicius könnte kaum größer sein. Während Jasikevicius seine Spieler im Sekundentakt ankeifte und durch seine Systemstarre in der Offensive in ein enges Korsett zwängte, baut Grimau in typisch spanischer Manier darauf, eher in Detailfragen und bei der Umsetzung cleverer als der eigene Gegenspieler zu sein.

So geht es bei Grimau weniger darum, ein dickes Playbook auswendig zu lernen, sondern stattdessen beispielsweise eine zu aggressive Deny-Verteidigung bei Big Men durch einen schnellen Spin und Lob zu bestrafen.

Dazu ist der Kader weniger aufgebläht und die Rollen sind klarer verteilt. Insgesamt wirkt es dadurch so, als würde jeder einzelne viel mehr aus seinen Möglichkeiten herausholen.

Eine Sache hat mich aber bei der Durchsicht der Statistiken überrascht und möchte ich an der Stelle nicht vorenthalten. Häufig stellt sich die Frage, inwiefern Spieler einen positiven Einfluss auf das Spiel haben und wie sich das quantifizieren lässt. Das ist mehr oder weniger die Nobelpreis-Frage der Advanced-Metrics-Analytiker. Zwar bin ich skeptisch, dass diese goldene Formel jemals zustande kommt, aber zumindest näherungsweise kann man mit den vorhandenen Daten ja mal Versuche wagen.

Eine Möglichkeit besteht darin, das Netrating des Teams mit dem fraglichen Spieler jeweils auf dem Feld oder auf der Bank zu berechnen und sich die Differenz anzuschauen. Auch das ist nicht sauber, weil eben nicht nur ein Spieler immer aus- und wieder eingewechselt wird und beim Basketball viel von Lineups abhängt und Coaches in der Regel routinemäßig ihre Rotationen abspulen.

Wenn also ein genialer sechster Mann das Pech hat, ständig mit den gleichen vier Armleuchtern auf dem Feld zu stehen, wird er es schwer haben, ein gutes Netrating im Vergleich zu seiner Starting Five zu haben, obwohl er vielleicht durch seine Präsenz den Laden überhaupt am Laufen hält, während die Starter ihre Pausen erhalten.

Angesichts der Niveaudichte und der Kadertiefe der Teams sollten solche Extremfälle in der Euroleague bei zunehmenden Saisonverlauf jedoch nicht passieren. Insofern habe ich mir angeschaut, wie das On-Off-Netrating für die Euroleague-Spieler aussieht – und das nochmal in Kombination mit der durchschnittlichen Punkteausbeute in Beziehung gesetzt:

Figur 2: Euroleague-Spieler nach Punkten pro Spiel und On-off-Netrating geplottet

Das sieht erstmal sehr unübersichtlich aus und wie bereits angemerkt: zu viel sollte man nicht hereininterpretieren. Und dennoch finde ich einen Unterschied frappierend: Jan Vesely hat ein positives on-off-Netrating von etwa 33,3 Punkten pro 100 Ballbesitzen. Bedeutet: Mit Vesely auf dem Feld erzielt Barcelona auf 100 Ballbesitze gerechnet 22 Punkte mehr als der Gegner. Ohne den Tschechen erzielt Barcelona hingegen elf Punkte weniger als der Gegner auf 100 Possessions gerechnet.

Soweit erstmal nicht verblüffend. Vesely spielt eine tolle Saison und gehört seit Jahren zu den besten Bigs der Euroleague. Doch was heißt das dann eigentlich für seinen Backup? Star-Einkauf Willy Hernangomez. Der hat tatsächlich unter allen Euroleague-Spielern, die in diese Betrachtung einfließen (mindestens zehn absolvierte Partien mit mindestens zehn Minuten Spielzeit pro Begegnung) das schlechteste On-off-Netrating!

Mit Hernangomez auf dem Feld erzielt Barcelona auf 100 Ballbesitze gerechnet 13 Punkte weniger als der Gegner. Ohne den Neuzugang erzielt Barcelona hingegen 20 Punkte mehr als der Gegner auf 100 Possessions gerechnet.

Das ist sicherlich überraschend und eine Beobachtung im weiteren Saisonverlauf wert. Dennoch sollte der Schluss nicht daraus bestehen, dass Hernangomez eine schlechte Saison spielt oder weniger spielen muss.

Bologna

Eine grandiose Saison spielt bislang Toko Shengelia, der in Figur 2 auch relativ weit oben rechts zu finden ist. Bedeutet also: er erzielt viele Punkte pro Spiel und scheint einen vergleichsweise positiven Einfluss auf das Spiel seiner Mannschaft zu haben.

Bemerkenswert finde ich nach wie vor, wie sehr sich mein persönliches Bild von Luca Banchi gewandelt hat in den letzten neun Monaten. Aus seiner Bamberger Zeit ist er mir kaum in Erinnerung geblieben. Dann kam die Playoffserie seiner SIG Strasbourg gegen Bonn in der Champions-League. Kein Team – und auch nicht Ulm in der Finalserie – hat Bonn so viel abverlangt wie Strasbourg in der vergangenen Saison. Die fighting Iisalos waren immer das toughere, cleverere und aggressivere Team – außer gegen Strasbourg. Da war es ein Duell auf Augenhöhe.

Dann kam der WM-Auftritt von Lettland, zu dem ich an dieser Stelle vermutlich wenig schreiben muss. Und nun rangiert Banchi mit einem Kader, den Sergio Scariolo als qualitativ zu schwach zum Bestehen in der Euroleague einstufte, auf dem dritten Platz. Bologna ist ein legitimer Final-Four-Anwärter, wenn Shengelia dieses Niveau halten kann.

Interessant ist zudem, dass mit Lassi Tuovi sein Vorgänger in Strasbourg nun sein Assistenz-Trainer und „Offense Coordinator“ ist. Die Kombination der beiden ist genial, weil Tuovi als kreativer Kopf gilt. Nicht von ungefähr gehören daher die ATOs von Bologna zu den besten der Euroleague.

Athen, Monaco

Ich bin ehrlich: die beiden Teams interessieren mich nicht wirklich und ich gucke ihre Spiele eher selten. Zu viel Theater, zu viele Egos, zu wenig Teamplay. Insofern kann ich zu beiden Teams vergleichsweise wenig schreiben. Das direkte Aufeinandertreffen der beiden war dennoch unterhaltsam.

Insbesondere die Schlussphase offenbarte aus Monaco-Sicht einige Baustellen. Nach wie vor ist unklar, wie Mike James und Elie Okobo zusammen funktionieren sollen (geschweige denn in Kombination mit Kemba Walker). Beide sind Isolation-Spieler, die in erster Linie ihren eigenen Abschluss haben wollen und defensiv problematisch sind.

Gegen Pana war Okobo die tragische Figur. 40 Sekunden vor dem Ende: Stunt ohne beim Drive von Sloukas zu helfen, anschließend Turnover beim Einwurf, Führungstreffer beim folgenden Angriff 2,5 Sekunden vor dem Ende, vollkommen missglückter Freiwurf ohne Ringberührung beim fälligen Bonusfreiwurf und zur Krönung verliert er Marius Grigonis beim letzten Pana-Angriff aus den Augen und der Litauer versenkt den Gamewinner.

Partizan Belgrad

Zu Belgrad kann ich gar nicht so viel schreiben. Anschauen lohnt sich und macht Spaß.

Fenerbahce

Ein wenig überraschend war es dann vielleicht doch, dass sich Fenerbahce von Dimitris Itoudis trennte. Doch ehrlich gesagt: kaum ein Trainer war überschätzter als der Grieche. In der Regel konnte er bei CSKA dadurch glänzen, dass ihm die Oligarchen derart individuell talentierte Teams zusammenbauten, dass das Final Four logische Konsequenz war. In den Momenten, in denen dann Geschick und Handwerkskunst gefragt waren, hatte Itoudis häufig das Nachsehen – sinnbildlich das Auftreten der Griechen bei der Europameisterschaft 2022.

Auf dem Papier passt das Team da schon deutlich besser zu Jasikevicius. Der Litauer wird vor allem an der Defensive arbeiten müssen. Hier leisten sich die Istanbuler allzu oft Auszeiten oder zeigen schlicht Desinteresse. Das gibt es bei Jasikevicius nicht. Wer nicht verteidigt, wird dazu gebracht oder spielt einfach nicht. Dafür ist der Kader auch mittlerweile tief genug, um das herzugeben. Außerdem befinden sich einige Spieler im Kader, denen eine solche Windrichtung zu Gute kommen sollte.

Dass viel Potenzial in dem Kader steckt, ist unbestritten. Nicht zufällig gelang es Fener bisher als einzigem Team, Madrid eine Niederlage beizubringen. Gerade die Kombination aus Calathes und Wilbekin im Backcourt ist ein perfektes Duo, da die Skillsets und Veranlagungen der beiden einander sehr gut ergänzen. Nun müssen noch die Wings und Bigs einen Zahn beim Rebounding und in der Verteidigung zulegen.

Valencia

Kaum ein Team hat so klare Stärken, aber auch so klare Schwächen wie Valencia. Valencia stellt – natürlich zusammen mit Real – die beste Verteidigung der Euroleague. Das liegt einerseits daran, dass sie regelmäßig riesige Lineups aufbieten – nicht in der Spitze, dafür aber auf die Positionen 3 bis 5 verteilt. Dort rotieren regelmäßig drei Spieler gleichzeitig, die 2,05m oder gar größer sind. Dadurch schafft es die Mannschaft von Alex Mumbru, Räume im Halbfeld extrem eng zu halten.

Dafür hat Valencia im Angriff große Probleme. Viel ist davon abhängig, dass Brandon Davies einen guten Tag erwischt. Gegen Madrid schulterte er die Offense seines Teams im Alleingang.

Noch schwieriger ist aber die Point-Guard-Frage. Chris Jones ist kein klassischer Aufbauspieler. Er ist ein Scorer, der Würfe für sich selbst erarbeitet. Dank seiner kompakten Bauweise kommt er immer in die Halbdistanz, von wo aus er gerne abdrückt. Doch auf Dauer ist das weder eine schön anzusehende noch eine sonderlich erfolgreiche Offensive.

An der Stelle krame ich nochmal das On-off-Netrating hervor: Stevan Jovic hat hierin den mit Abstand besten Wert aller Euroleague-Spieler. Mehr als 40 Punkte beträgt der Unterschied mit Jovic auf- oder abseits des Feldes. Auch der Eye-Test bestätigt diesen Eindruck. Jovic verteidigt druckvoll und verteilt offensiv den Ball aus dem Pick & Roll. Die Frage ist, ob er mit mehr Spielzeit ähnlich effizient wäre?

Baskonia

Gibt es ihn wirklich, den Ivanovic-Effekt? Fakt ist, dass Baskonia zur Saisonhälfte auf einem Playoffspot steht und auf dem Papier eigentlich schwächer besetzt ist als so manches, das sie derzeit hinter sich lassen. Ivanovic fährt im Vergleich zu seinem Vorgänger sicherlich Penarroya sicherlich eher eine engere Rotation, toleriert Fehler nicht.

Die Frage ist ein wenig, zu welchem Preis diese Taktik bislang aufgeht. Es wäre wenig überraschend, wenn Baskonia im Endspurt ein wenig die Luft ausgehen sollte. Einzelne Spieler wirkten zuletzt schon sehr müde – aus ganz weiter Ferne betrachtet. Vielleicht täuscht der Eindruck aber auch nur.

Zwei Spieler, die auf jeden Fall bis zum letzten Saisonspiel fit und in Topform bleiben müssen sind Markus Howard und Chima Moneke. Die Nennung des Nigerianers hätte ich vor ein paar Monaten noch nicht kommen sehen. Die Entwicklung von Moneke erinnert mich ein wenig an Pascal Siakam.

Oder genauer gesagt, inwiefern ich bei Pascal Siakam vollkommen falsch lag. Denn bei kaum einem College-Spieler war ich mir so sicher, dass er es nicht zu einem NBA-Spieler schaffen würde wie bei Siakam. Retrospektiv hatte ich die Kontextfaktoren zu wenig berücksichtigt. Ja, Siakam war roh, konnte nicht werfen und insgesamt offensiv wenig außer Layups zu finishen. Doch er spielte eben noch nicht lange Basketball und in einem antiquierten System, das komplett ohne direkte Blöcke arbeitete. Da war es ihm nicht möglich, sein Potenzial wirklich anzudeuten.

Chima Moneke war am College ein undersized Fünfer an einem kleinen College, der als Rebounder und Arbeiter alle seine Punkte selbst verdienen musste. Dass er mal ein interessanter Profi in Europa sein würde, schien realistisch. Dass er aber mal der zweitwichtigste Spieler eines Playoffaspiranten in der Euroleague sein würde, hätte ich nicht kommen sehen. Moneke hat sich einen Dreier angearbeitet, kann aus dem Faceup attackieren und mittlerweile auch schwierige Abschlüsse gegen größere Gegner finishen. In Kombination mit Markus Howard ist das gar nicht so leicht zu verteidigen.

Howard wiederum hat diese Saison schon zwei Gamewinner getroffen und noch viel öfter die entscheidenden Nadelstiche bei Siegen gesetzt. Auch kurz vor Weihnachten schoss er Efes im Alleingang ab. Mit 3,7 Dreiern pro Partie ist Howard mit Abstand der gefährlichste Schütze der Euroleague:

Figur 3: Top-Shooter der Euroleague nach Treffern pro Spiel und Quote

Tel Aviv

Dass Tel Aviv überhaupt im Playoff-Rennen ist, sollte Grund genug dafür sein, den Spielern und Verantwortlichen ein hohes Maß an Respekt zu zollen.

Wenig überraschend arbeitet das Team mit der höchsten Pace der ganzen Euroleague. Neben Wade Baldwin und Lorenzo Brown ist dafür auch ein Tamir Blatt verantwortlich. Der Guard spielt bislang eine sehr überzeugende Saison. Dazu entwickelt sich Bonzie Colson immer mehr zum Tweener. Das ist eine beachtliche Entwicklung, spielte er am College doch noch als Small Ball Fünfer.

Figur 4: Pace

Piräus

Den harten Kontrast zu Maccabi bietet Piräus in Sachen Pace – wenig überraschend. In den vergangenen Jahren gab es kein Team, das einen schöneren Basketball spielte als Piräus. Für Puristen sind Spiele von Olympiacos ein Genuss: viel Struktur, viel Ballbewegung, wenig Fouls, wenige Ballverluste und all das bei höchster Intensität.

Prinzipiell hätte Piräus ohnehin einen eigenen Blogbeitrag verdient, da diese Saison sehr viele Facetten faszinierend zu beobachten sind. Zumindest einen kurzen Überblick möchte ich an dieser Stelle geben:

  • Isaiah Canaan spielt eine überragende Saison und hat sich zu einem der besten Two-Way-Player der Euroleague entwickelt
  • Auch Alec Peters spielt eine überragende Saison. Einen Sasha Vezenkov kann er natürlich nicht im Alleingang ersetzen. Dennoch sind seine Quoten atemberaubend. Dazu hat er sich in Defense und beim Rebounding extrem gesteigert.
  • Moustapha Fall ist nach Joe Voigtmann der beste Passing Big der Euroleague. Der Franzose hat seine Courtvision und sein Gefühl für das Spiel in den letzten zwei Jahren enorm gesteigert
  • Nach der Starting Five kommt zu wenig. Insbesondere der Abgang von Kostas Sloukas wiegt schwer. Es fehlt jemand, der Thomas Walkup entlasten kann. Nigel Williams-Goss scheint das nicht zu sein.
  • Wenn Piräus der vollständige Kader zur Verfügung steht, sollte die Playoff-Qualifikation gelingen. Für mehr fehlt aber ein zusätzlicher Ballhandler.

Bayern

Ich vermeide es Bayern-Spiele zu gucken, insofern kann ich mich nicht wirklich zu ihrer Euroleague-Saison äußern. Etwas überraschend: die Bayern sind das beste Defensivrebounding-Team der Liga.

Figur 5: Defensive Rebound Percentage

Anadolu

Bei Anadolu läuft noch nicht viel zusammen. Das liegt sicherlich an Verletzungsproblemen. Die komplette Big-Man-Riege war zwischenzeitlich raus. Dazu waren und sind auch Roddy Beaubois und Will Clyburn verletzt.

Doch von Anfang an klaffte im Kader vor allem auf der Position 4 eine Lücke. Derek Willis als Stretch 4 ist sicher keine verkehrte Idee. Dennoch braucht es hier noch einen Spieler, der mehr Athletik/Physis und damit verbunden defensive Qualitäten mitbringt.

Immerhin haben die Verantwortlichen auf die Verletzungen reagiert und mit Dan Oturu und Mike Daum zwei interessante Spieler geholt. Mike Daum war bei South Dakota State eine Scoring-Legende, erzielte 3000 Punkte und wird offensiv einen Impact haben – defensiv ist er sicher nochmal eine Spur anfälliger als Willis. Oturu hingegen ist für die Euroleague eine Verstärkung. In Kombination mit einem fitten Zizic und Pleiß wäre das eine prima Rotation.

Zuletzt muss insbesondere Erdem Can sich an die Euroleague gewöhnen. Die ehemalige rechte Hand von Zeljko Obradovic ist ein Taktikfuchs und Basketballbrain. Aber momentan überfordert er seine Spieler damit. Seine Auszeiten sind regelmäßig zum Bersten gefüllt mit Informationen: akribisch erklärte Plays, drei verschiedene P&R Verteidigungsvarianten je nach Ballhandler und Position und noch individuelle Hinweise zur Entscheidungsfindung sind für eine Minute viel Holz.

Mailand

Angesichts der vielen Trainerentlassungen ist es seltsam, dass Mailand noch nicht reagiert und Ettore Messina freigestellt hat. Auch wenn seine Errungenschaften sicherlich zahlreich sind, so ist es doch enttäuschend, was er bislang in Mailand geleistet hat. Gar nicht mal so sehr von den Resultaten.

Stattdessen geht meine Hauptkritik dahin, dass er nicht das Optimum aus seinen Spielern herausholt und sie nicht einzusetzen weiß. Ein Joe Voigtmann sollte wesentlich öfter als Playmaker und Ballverteiler aus Pick & Pops eingesetzt werden. Stattdessen rennt Shavon Shields pro Spiel etwa 20 Mal per Zipper-Cut zur Birne, erhält den Ball und läuft ein Pick & Roll zu seiner rechten Hand.

Alba Berlin

Die Entwicklung von Johannes Thiemann ist sensationell und seine bisherigen Leistungen verdienen den allerhöchsten Respekt. Das kann nicht oft genug betont werden, deswegen auch hier nochmal.

RankPlayerFouls drawn per 100
1Mathias Lessort14.2
2Nikola Milutinov12.4
3Willy Hernangomez11.8
4Keenan Evans10.9
5Johannes Thiemann10.5
6Johnathan Motley10.4
7Chima Moneke10.3
8Will Clyburn10
9Nando De Colo9.7
10Sylvain Francisco9.5
Tabelle 1: meistgefoulte Spieler pro 100 Ballbesitze; min. 10 games played & 10 mins/game

Ansonsten wurde über die Probleme der Berliner schon in vielerlei Hinsicht und an verschiedenen Stellen diskutiert. Insofern möchte ich insbesondere zwei Dinge nochmal hervorheben.

Erstens ist neben Thiemanns Entwicklung die von Malte Delow ebenfalls erwähnenswert. Delow war bereits in der Jugend ein Aufbauspieler und zeigt jetzt tatsächlich, dass er auch in der Euroleague diese Rolle ausfüllen kann. Kommentator Alex Frisch bezeichnete ihn zuletzt bei einem Spiel als spanisch-deutschen Hybriden, der positive Aspekte beider Ausbildungen vereint. Diese Bezeichnung finde ich sehr angemessen, wenngleich ich nach wie vor nicht weiß, was eine deutsche Basketballausbildung beinhaltet – aber das ist eine philosophische Frage.

Delow hat jedenfalls mit etwa 19 Punkten pro 100 Ballbesitzen das beste On-off-Netrating von Berlin und rangiert ligaweit unter den Top10.

Zuletzt ist auch die Entwicklung von Gabriele Procida erfreulich. Wenn der Italiener im Halbfeld noch seine Schnelligkeit einzusetzen lernt, ist Alba als Team auf einem ganz anderen Level und Procida selbst auf Euroleague-Level ein Unterschiedsspieler – wenngleich noch auf überschaubarem Niveau.

Villeurbanne, Red Star Belgrad, Kaunas

Von den Teams habe ich zu wenig gesehen, um eine profunde Meinung zu haben.

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